Methoden

Die Forschung zu Meditation beschäftigt sich unter anderem mit diesen Fragen:

  • Was erleben Meditierende?
  • Wie beeinflusst Meditation die Persönlichkeit und die Leistungsfähigkeit
  • Welche Wirkungen hat Meditation auf Atmung, Herz, Immunsystem, Gehirn etc.?
  • Wie effektiv ist Meditation bei der Behandlung von Erkrankungen?

Um diese Fragen zu beantworten, werden unterschiedliche Forschungsmethoden eingesetzt, die im Folgenden kurz umrissen werden.

Was erleben Meditierende?

Auskunft über ihr Erleben geben Meditierende entweder in Interviews oder mithilfe von Fragebogen, die speziell entwickelt wurden, um beispielsweise die Tiefe einer Meditation zu erfassen. Die Befragung zu den persönlichen Erfahrungen kann sich auf unterschiedliche Zeiträume beziehen:

  • Veränderungen während der Meditation, typischerweise möglichst kurz im Anschluss daran, wenn die Erinnerungen noch nicht verblasst sind.
  • Auswirkungen einer Meditationssitzung auf das Erleben (und eventuell auch Verhalten) unmittelbar danach. Hier könnte es beispielsweise darum gehen, ob und wie sich eine morgendliche Meditation auf den weiteren Tagesverlauf auswirkt.
  • Einschätzungen der langfristigen Auswirkungen der regelmäßigen Meditationspraxis oder von einzelnen Schlüsselerlebnissen auf das Erleben, die Persönlichkeit oder auch die Selbst- und Realitätswahrnehmung.

Am Anfang der Forschung stehen zunächst oft zeitaufwändige Interviews mit offenen Fragen, weil sie es erlauben, ein Phänomen in all seinen Facetten zu erkunden. Später, wenn die wesentlichen Aspekte herausgearbeitet wurden, können dann standardisierte Fragebögen genutzt werden, um quantitative Daten in Form von Fragebogenscores zu erheben, wie häufig oder stark eine bestimmte Erfahrung auftritt.

Effekte auf Persönlichkeit und Leistung?

Auswirkungen auf die Persönlichkeit werden meist mit etablierten Persönlichkeitsfragebogen untersucht. Allerdings ist die Selbstauskunft von Personen mit Vorsicht zu genießen, weil die eigene Sicht auf die Person nicht unbedingt der Realität entsprechen muss. Daher ist es empfehlenswert, auch Personen aus dem sozialen Umfeld (Ehepartner, Eltern, Lehrkörper etc.) zu befragen oder eine Verhaltensbeobachtung durch geschultes Personal vornehmen zu lassen.

Leistungstests, die die Konzentration messen (beispielsweise mit einem Computertest) oder dazu dienen, Wahrnehmungsschwellen zu bestimmen, werden genutzt, um Auswirkungen von Meditation zu untersuchen, ebenso wie Verhaltenstests, die beispielsweise den Umgang mit Stress prüfen. Hierbei kommen dann häufig auch weitere Maße in Form von physiologischen Stressindikatoren hinzu.

Physiologische Messungen

Die physiologischen Maße, die genutzt werden, um Effekte von Meditation zu objektivieren, kommen hauptsächlich aus den folgenden drei Bereichen:

  • Biochemie (Blut- und Speichelproben)
    • Hormonspiegel, z. B. des Stresshormons Cortisol
    • Parameter des Immunsystems
  • Periphere Physiologie
    • Maße für die vegetative Erregung, wie z. B. Muskelspannung, Schweißdrüsenaktivität
    • Herzkreislaufsystem, Atmung, Herzrate, Blutdruck
  • Zentralnervensystem
    • Elektrische Aktivität (EEG)
    • Durchblutung (funktionelle Magnetresonanztomographie, fMRT)
    • Strukturelle Veränderungen (graue und weiße Substanz, Kortexdicke)

Darüberhinaus gibt es viele weitere Maße, die in der Meditationsforschung erhoben werden, wie die Länge der Telomere, die eine wichtige Rolle für die Zellalterung spielen.

Klinische Wirksamkeit

In Studien zur klinischen Wirksamkeit kommt die übliche medizinische Diagnostik zum Zuge, um die Veränderungen der Symptome zu erfassen:

  • Erfassung der körperlichen und psychischen Symptome, oft mit Fragebogen
  • Vergleich vor/nach dem Meditationsprogramm
  • Nachhaltigkeit der Verbesserungen in einem längeren Abstand nach Ende des Trainings

Zusätzlich können verschiedene Verhaltensindikatoren einbezogen werden, wie beispielsweise:

  • Anzahl der Arztbesuche
  • Fehlzeiten an der Arbeitsstelle
  • Medikamentenkonsum

Auch im medizinischen oder psychotherapeutischen Bereich kann die Diagnostik durch das Einholen von Fremdbeurteilungen (Familienangehörige, KollegInnen, Kursleitende) ergänzt werden, um Selbsteinschätzungen der PatientInnen zu ergänzen.

Fazit

Der kurze Überblick sollte Ihnen einen Eindruck davon vermitteln, wie vielseitig die Forschung ist und wie unterschiedlich die Daten sein können, die im Rahmen von Studien erhoben werden.

Mit der Erhebung von Daten ist es jedoch noch nicht getan. Die Entwicklung und Anwendung von ausgefeilten Methoden zur Datenanalyse nimmt in der Forschung ebenfalls einen großen Raum ein. Dies gilt für die Auswertung von Fragebogendaten mit Verfahren wie der Faktorenanalyse ebenso wie für die aufwändige Auswertung von EEG- oder MRT-Daten.

Wenn Sie selbst eine wissenschaftliche Studie zu Meditation lesen und verstehen möchten, finden Sie im Methodenteil die Angaben zur untersuchten Stichprobe und Meditationstechnik, zu den erhobenen Maßen und zu den eingesetzen Datenanalyseverfahren. Für Laien sind vor allem die Beschreibungen der Analyseverfahren nicht immer leicht nachzuvollziehbar. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, einen Blick in den Methodenteil zu werfen, um etwas über die untersuchte Meditationstechnik zu erfahren und darüber, wie lange und intensiv die untersuchten Personen diese Technik praktiziert haben.